NACHRICHTEN UND
BERICHTE AUS DEM BISTUM LIMBURG
INFORMATIONSDIENST
Nr. 7 , 2. März 2000 Seite - 4 -
Ein Mengerskirchener im Martyrologium des 20. Jahrhunderts
Franz Leuninger wurde am 1. März 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet
MENGERSKIRCHEN/LIMBURG (ids). Franz Leuninger, aus
Mengerskirchen/Westerwald stammender überzeugter
Christ, Katholik und christlicher Gewerkschafter,
der am 1. März 1945 als entschiedener Gegner
des Naziregimes in Berlin-Plötzensee hingerichtet
wurde, ist in das offizielle deutsche Martyrologium
des 20. Jahrhunderts (Zeugen für Christus)
aufgenommen worden. Papst Johannes Paul 11. hatte
die Herausgabe dieses Martyrologiums angeregt, das
im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. In
zwei umfangreichen Banden werden mehr als 700 Martyrien,
darunter Blutzeugen des Hitlerterrors und der Zeit
des Kommunismus dokumentiert. Kommentar des Papstes
dazu: ,,In unserem Jahrhundert sind Märtyrer
zurückgekehrt, häufig unbekannt... So
weit als möglich dürfen ihre Zeugnisse
in der Kirche nicht verloren gehen". Dr. Ernst
Leuninger, Diözesanpräses für Büchereiarbeit
und naher Verwandter von Franz Leuninger, meint,
die Publikation müsse um des Gedächtnisses
dieser Menschen willen in jeder Pfarrbücherei
präsent sein. In schwieriger Zeit hatte Franz
Leuninger, am 28. Dezember 1898 als drittes von
neun Kindern in Mengerskirchen geboren, seine berufliche
Position im Laufe der Jahre mit einiger Mühe
verbessern können. Er wurde Mitglied der christlichen
Gewerkschaften und Vertrauensmann des Christlichen
Bauarbeiterverbandes. 1922 berief man ihn zum Lokalsekretär
des Verbandes in Aachen und 1927 zum Bezirkssekretär
in Breslau. Als Bezirksleiter war er damals für
den gesamten schlesischen Raum zuständig.
Nach der Entlassung aus dem Kriegsdienst, den er in Polen erlebt hatte, baute er -neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Geschäftsführer einer christlich-sozial orientierten Heimstätte in Breslau und Schlesien den Widerstand gegen das Naziregime auf. Wenige Wochen nach dem 20. Juli 1944 wurde er verhaftet. Im Haftbefehl war unter anderem nachzulesen, Leuninger habe ,,bereits 1941/42 von dem ehemaligen sozialdemokratischen Gewerkschaftssekretär Fritz Voigt erfahren, dass gewisse Kreise des Adels und der Wirtschaft einen Sonderfrieden mit den Westmächten anstrebten. Auch Leuninger erklärte sich zur Mitarbeit für die neue Regierung durch Überwachung der wirtschaftlichen Organisation bereit". In einem seiner letzten Briefe schrieb er aus dem Gefängnis: ,,Ich habe mein Schicksal in die Hände des Herrgotts gelegt. Wie er es macht, so wird es schon richtig sein." (IDO0 136)