ARCHIV DIVERSES 1990 | |||
EINFUHRUNG
ZUR FESTMESSE MIT PATER WERNER ZINNDORF (SAC) ANLÄSSLICH SEINES GOLDENEN PRIESTERJUBILÄUMS AM MAGDALENENTAG (1), DEM 22. JULI 1990 IN MENGERSKIRCHEN | |||
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Pater Zinndorf ist im tiefsten Herzen seiner ersten Liebe treu geblieben. Dies meine ich nicht im Sinne der spektakulären Fernsehserie "Die Dornenvögel" (2). Seine Treue zur ersten Liebe gilt im übertragenen Sinne. Seine erste Liebe war die Gemeinde von Mengerskirchen, in die er für die Kriegszeit als Kaplan von Pfr. Spitzhorn geschickt wurde, gerade erst in Rom zum Priester geweiht. Ein junger Priester, der die Jugend, vor allem die weibliche, genauer gesagt den Jungfrauenverein, faszinierte, bei dessen Predigten auch die Männer ganz hinten auf "Lie" (Empore) und Treppe zuhörten ( ich erinnere mich, wie er sich bei den Predigten den Kirchenkritiker Rousseau vorgenommen hat), der singen konnte, daß die Herzen dahinschmolzen. Aber das möchte ich heute nicht herausstellen, sondern die Tat, die er mit der Gemeinde zusammen als eine ungewöhnliche Leistung während größter Notjahre vollbrachte, als es darum ging, die alte Kirche, in der der Kalk von den Wänden rieselte, zu renovieren. Während unter den Bombenteppichen deutscher und dann alliierter Kampfgeschwader in Europa und Deutschland Tausende Kirchen in Schutt und Asche sanken, schickte sich die Gemeinde unter der dynamischen Leitung von „P.Z." an, ihrem Gotteshaus neuen, geradezu barocken Glanz zu verleihen. Was das in einer Kriegs- und Notwirtschaft hieß, kann man heutzutage vielleicht noch in Osteuropa studieren. Die halbe Gemeinde war engagiert in der Beschaffung der Materialien und vor allem in der Mithilfe, die Bauhandwerker, die Stuckateure und die Putzkolonnen des Jungfrauenvereins. Der Kunstmaler wurde durch „Worschtsupp" (Wurstsuppe) mit Einlage bei Schöpferlaune gehalten. Meine Go (Patin) Agnes weiß noch davon zu berichten. Damals verging kaum eine Woche, ohne daß von den verschiedenen Fronten (II. Weltkrieg) die Todesnachrichten gefallener junger Männer und Familienväter eintrafen, Briefe unzustellbar zurückkamen, weil der Adressat vermißt war, oder sich ein Verwundeter aus irgendeinem Lazarett meldete. In dieser Zeit der Trauer und Sorge entstand vor dem Hochaltar das Kreuzigungsbild mit Maria Magdalena, aber an der Decke auch das Gemälde von der Auferstehung Jesu, barockem Lebensgefühl nachempfunden. Die Gemeinde und ihr renoviertes Haus zusammen waren damals der einzige wirkliche Zufluchtsort, der einzige Trost, aber auch die einzige Hoffnung auf ein Ende des mörderischen Krieges, auf Auferstehung aus allem Elend und auf die Gottesgemeinschaft mit allen im Krieg Verbliebenen. Welche Gemeinde konnte dies damals so konkret, so realistisch und gläubig erfahren wie die Gemeinde von Mengerskirchen? Die alte Kirche mußte nach dem Krieg der jetzigen modernen Kirche weichen, sie wurde eingerissen und der Stuck und die Gemälde wurden dabei zerstört. P. Zinndorf hat dies sehr geschmerzt. Vielleicht fällt es ihm deswegen so schwer, hierher zu kommen und hier zu zelebrieren. Das, was damals in der Gemeinde lebendig war, hat aber sicher seine geistliche Wirkung gehabt über das Bestehen der Kirche und der Gemälde hinaus. Das sollten wir P.Z. heute sagen und ihm nochmals danken. Ich bin ihm nach dem Krieg nach Rheinbach b. Bonn in das Konvikt gefolgt, dessen pädagogischer Leiter er über lange Jahre war. Ich wollte so werden wie er. Er hat mich behütet wie seinen Augapfel, heimlich hat er in der Notzeit vor der Währungsreform sein Brot mit mir geteilt. Ich war ja aus Mengerskirchen! Unsere Wege haben sich getrennt, noch immer schreiben wir uns aber nach Jahrzehnten. Und immer klingt die Frage nach Mengerskirchen und den Menschen dort an. Das ist die Treue eines Priesters zu seiner ersten Liebe, zu seiner ersten Gemeinde. Wir freuen uns mit ihm anläßlich seines Goldenen Priesterjubiläums diesen festlichen Dankgottesdienst zu feiern. Vielleicht gedenken wir dabei gerade auch derer, die im II. Weltkrieg ihr Leben verloren, aber auch derer, die sich damals um die Gemeinde verdient gemacht haben und inzwischen gestorben sind.
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