Herbert Leuninger

ARCHIV ASYL
2010

15. März 2010
DER NEUE TAG
Weiden/Oberpfalz
„Für uns ist Frau Hess unsere Mutter Teresa."
Ehemalige Flüchtlingskinder danken Ehepaar – Arbeitskreis Asyl einzigartig in ganz Deutschland

Rede


Weiden. (uz) „Für uns ist Frau Hess unsere Mutter Teresa." Ein schöneres Kompliment als das von Sham lal Mehra aus Afghanistan kann sich wohl keine Frau wünschen, die ihr Leben den Mitmenschen widmet. Mehra: „Wenn ich die Macht dazu hätte, würde sie den Friedensnobelpreis bekommen."

Was in den vergangenen 25 Jahren auf dem Gebiet der „nachhaltigen Integration" in Weiden geschehen sei, war beispielhaft und einzigartig in ganz Deutschland: So lautete der Tenor der dreistündigen Gratulationskur zum Jubiläum des Arbeitskreises Asyl. „Zivilgesellschaftliche Courage ist wichtig", betonte Asyl-Pfarrer Herbert Leuninger aus Limburg im Hörsaal der Max-Reger-Halle. Er bezeichnete die Weidener Einrichtung als „krisenfestes Erfolgsunternehmen". Die Arbeit von Jost und Ursula Hess, ihre Hausaufgabenbetreuung für Flüchtlingskinder („diese neue Art des multikulturellen Familienbetriebs"), habe Vorbildfunktion für Deutschland und PISA.

„Ich zieh’ den Hut"

„Das eigene Leben in den Dienst der großen Aufgabe zu stellen und für andere da zu sein, nötigt mir den größten Respekt ab", erklärte Klaus Kabey, Vorsitzender von terre des hommes. „Ich zieh’ den Hut vor euch." Kabey prangerte an, dass die Kinderrechts-Konvention nicht ernst genommen werde. „Ein Skandal ersten Ranges ist das." Kinder würden nicht aus ihren Heimatländern fliehen, weil es ihnen Spaß mache. „Sie tun es doch nur wegen der menschenverachtenden Umständen dort." Reza Solazadeh berichtete von seinen Erfahrungen im Iran, und Karl Kopp, Europarareferent von Pro Asyl, erzählte von den Missständen in den griechischen Flüchtlingslagern.

Veit Wagner überbrachte die Grüße von amnesty international und bekundete die enge Freundschaft zur Familie Hess. „Die Ergebnisse eurer Hausaufgabenbetreuung sehe ich hier vor mir sitzen", sagte der Gymnasiallehrer. „Es hat sich viel verändert in diesen letzten 25 Jahren hier in Weiden. Die Stadt ist weltoffener geworden. Das Klima hier gegenüber Asylbewerbern hat sich nachhaltig verbessert." Pro-Asyl-Sprecher Heiko Kauffmann bezeichnete die Arbeit in Weiden als „Modellprojekt".

Reise an die Nordsee

Der größte Dank kam aber von den ehemaligen Schülern. „Wir verbrachten jeden Tag nach der Schule im Hort, was für uns gleichbedeutend war mit Lernen, Selbstbewusstsein, Freundschaft und Integration", sagte Sham lal Mehra. „Wir waren hier in der Fremde angekommen, und diese Frau hat uns aufgenommen und mit einer ungeheuerlichen Stärke für uns gekämpft." Ohne den AK Asyl hätten viele sicher nicht ihre Ausbildungsabschlüsse geschafft. „Dank der Unterstützung haben wir jetzt Beruf, viele von uns sind auf der Realschule oder auf dem Gymnasium."

Als kleines Dankeschön schenkten die Ehemaligen „Opa und Oma Hess" eine Reise an die Nordsee.