AnsagerIn:
Wie sollen Flüchtlinge in Westeuropa
aufgenommen werden? Entscheidungen in der
Asylpolitik fallen zunehmend in Brüssel
bei der EU. Organisationen, die sich für
Flüchtlinge einsetzen, haben darauf
reagiert und vernetzen sich europaweit.
Die Harmonisierung des Asylrechts in Europa
- eine Sendung von Andreas Main.
0-Ton
Leuninger:
Deutschland spielt eine ungeheuer maßgebliche
Rolle - mit Frankreich zusammen ist das
die asylpolitische Achse. Und von Paris
und Bonn aus wird sehr stark dieses einschränkende,
abschreckende und abschottende Konzept
für ganz Europa entwickelt und wohl
auch weitgehend durchgesetzt.
Die skandinavischen Länder wehren
sich dagegen, die Niederlande auch, aber
diese Gegenwehr, die vor allem von der
menschenrechtlichen Seite und von Organisationen
getragen ist, wird offensichtlich immer
schwächer.
Autor:
Pfarrer Herbert Leuninger, Europa-Beauftragter
von Pro Asyl. Er kämpft weiter - obwohl
die Enttäuschungen beim Einsatz für
Flüchtlinge ihre Spuren hinterlassen
haben.
Leuningers Schritt in die europäischen
Institutionen der Flüchtlingsarbeit
ist mit Mühen verbunden.
Das Schulenglisch des katholischen Priesters
reicht nicht aus. Täglich lernt er
seine Lektionen in Konferenz- und Juristen-Englisch.
Sprecherin:
Nur so kann er zweimal im Jahr teilnehmen
an den Treffen des Europäischen Flüchtlingsrats,
der aus 50 Mitglieds-Organisationen besteht
- darunter knapp die Hälfte mit kirchlichem
Hintergrund. Im Europäischen Flüchtlingsrat
wurde Leuninger so richtig klar, daß
Asylpolitik national verengt diskutiert
und dabei übersehen wird,
0-Ton
Leuninger:
... daß (..) sehr entscheidende politische
Vorgänge auf europäischer Ebene
ablaufen in einer gewissen Form der Geheimhaltung,
in einer gewissen Form der Distanz und
Abstraktheit. All das gilt es zu überwinden,
und ich bin sehr beeindruckt von der Qualität
und der Qualifikation der Leute, die ich
im Europäischen Flüchtlingsrat
bisher kennengelernt habe und die diese
Arbeit verantworten.
Sprecherin:
Aus der Bundesrepublik sind am Europäischen
Flüchtlingsrat unter anderen beteiligt:
das Deutsche Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt,
Pro Asyl, Diakonie, die Evangelische Kirche
Deutschland (EKD) und Caritas Deutschland.
Die ethische Begründung für das
Engagement der Kirchen in der Flüchtlingsarbeit
haben die EKD und die Deutsche katholische
Bischofskonferenz in einer gemeinsamen
Erklärung festgelegt:
Zitator:
Die Bibel bezeugt die unantastbare Würde
jedes einzelnen Menschen unabhängig
von der Zugehörigkeit zu einer Kultur
oder einer Religion. Verfolgung und Vertreibung
haben bis heute das Schicksal vieler Menschen
geprägt. Darum ist und bleibt es Ausdruck
und Gebot unseres christlichen Glaubens,
für Fremde zu sorgen und Gastfreundschaft
zu gewähren."
Sprecherin:
Auf europäischer Ebene ist das keine
leichte Aufgabe, denn im Brüssel haben
demokratische Prozesse ihre eigenen Gesetze.
Herbert Leuninger:
0-Ton
Leuninger:
I m Grunde genommen ist es eine sich zwischen
den Regierungen abspielende Prozedur (..)
da ist es fast schon Stil, daß alles
möglichst geheim und ohne Beteiligung
der Öffentlichkeit durchgearbeitet
und dann letztlich irgendwann dem Ministerrat
vorgelegt oder vielleicht dann auch in
einer Phase, wo nichts mehr zu entscheiden
ist, den Parlamenten zur Entscheidung vorgelegt
wird.
Autor:
Das Europäische Parlament hat in der
Flüchtlingspolitik nur wenig Kompetenzen,
entscheidend sind vor allem zwischenstaatliche
Vereinbarungen im Ministerrat. Denn Asylpolitik
gehört wie etwa auch Polizei- und
Drogenpolitik europarechtlich zur sogenannten
dritten Säule, der Zusammenarbeit
zwischen den Regierungen. Hier ist das
Parlament beschränkt auf Anhörungen,
während die Beschlüsse im zuständigen
Minister-Rat fallen. Dort sitzen Regierungsvertreter
oder Minister. Die Forderung von Europa-Abgeordneten
lautet deshalb: Im Zusammenhang mit der
EU-Reform sollte der Asylkomplex in die
Verantwortung der Union übertragen
werden, zur sogenannten ersten Säule,
in der verbindliches, übernationales
Recht entsteht. Dann hätte auch das
Europäische Parlament ein größeres
Mitspracherecht in Flüchtlingsfragen.
Sprecherin:
Auch wenn eine solche institutionelle Reform
noch keine Garantie für eine großzügigere
Asylpolitik darstellt - für Flüchtlings-Lobbyisten
gehört sie dennoch zu den zentralen
Optionen. In diesem Punkt treffen sich
die Interessen von Flüchtlingslobbyisten
und bundesdeutscher Regierung.
Autor:
Friedrich Löper, Ministerialrat im
Innenministerium, zuständig für
die europäische Harmonisierung des
Flüchtlingsrechts:
0-Ton
Löper:
Das liegt in unserem Interesse (.), weil
wir uns von einer Vergemeinschaftung einen
schnelleren Weg zum Ziel einer effizienten
Harmonisierung versprechen. Es gibt (..)
handfeste Vorteile bei einer Vergemeinschaftung:
Sobald EG-Organe (..) ein Rechtsinstrument
erlassen haben, würde das sofort in
Kraft treten können. Es wäre
nicht mehr erforderlich, daß 15 Parlamente
eine rechtsverbindliche Regelung etwa des
Asylverfahrensrechts ratifizieren müßten.
Dadurch würde viel Zeit gewonnen.
Autor:
Die Harmonisierung des Asylrechts könnte
zu einer gerechteren "Lastenverteilung"
führen, wie es das Innenministerium
formuliert.
0-Ton
Löper:
Zum anderen würde bei einer Vergemeinschaftung
automatisch der Europäische Gerichtshof
Rechtsprechungskompetenzen haben, und
eine einheitliche Anwendung (.) gemeinsamer
Regelungen ist nur dann gewährleistet,
wenn die Anwendung durch eine supranationale
Gerichtsinstanz beaufsichtigt wird, die
auch dafür sorgt, daß die Rechtssprechung
in den Mitgliedsstaaten nicht zu sehr differiert.
Autor:
Auch wenn das Zukunftsmusik bleiben sollte,
schon jetzt ist die Bedeutung der Europa-Politik
für das nationale Asylrecht kaum zu
überschätzen. Die sogenannte
Drittstaaten-Regelung zum Beispiel, bei
der europäische Staaten einen Asylantrag
gar nicht mehr überprüfen, wenn
sie der Auffassung sind, ein anderer, ein
dritter Staat sei dafür zuständig
- bevor diese Drittstaatenregelung Einzug
hielt ins deutsche Asylrecht, wurden die
Weichen hierfür gestellt schon Anfang
der 90er Jahre auf EU-Konferenzen in Dublin
und London.
Sprecherin:
Die Kirchen beobachten diese Entwicklung
kritisch. So heißt es in einem Bericht
des Rates der EKD:
Zitator:
"In der europäischen Staatengemeinschaft
läßt sich eine verstärkte
Abschottung und Begrenzung von Zuwanderungsmöglichkeiten
beobachten. Vielerorts wird von der "Festung
Europa" gesprochen. Die Ziele der Bekämpfung
der Ursachen von Flucht, Vertreibung, Not
und Menschenrechtsverletzungen sowie die
grundgesetzlichen und menschenrechtlichen
Maximen vor allem des Schutzes von an Freiheit,
Leib und Leben bedrohten Menschen treten
demgegenüber in den Hintergrund."
Sprecherin:
Ähnlich die katholischen Bischöfe.
Sie räumen zwar ein: Verschiedene
Gründe sprechen für die angestrebte
Harmonisierung des Asylrechts in Europa.
Doch dann betonen sie vor allem die aus
ihrer Sicht negativen Entwicklungen:
Zitator:
Wir haben die begründete Sorge, daß
das Bemühen um die Vereinheitlichung
des Asylrechts als außen- und innenpolitisches
Druckmittel mißbraucht wird, um eine
Übereinstimmung nur noch auf dem kleinsten
gemeinsamen Nenner zu erreichen.
Autor:
Von wem der stärkste Druck in Richtung
restriktives Asylrecht ausgeht, ist schwer
auszumachen. Die Europa-Abgeordnete Wilmya
Zimmermann schätzt die Lage so ein:
0-Ton
Zimmermann:
Ich habe (..) das Gefühl, daß
die anderen Länder froh irgendwie
sind, daß Deutschland eine harte
Position fährt (..), daß man
sich eigentlich an Deutschland mißt,
an Mindestgarantien in Deutschland, die
festgelegt werden, daß da die anderen
europäischen Länder sich da drauf
verständigen.
Autor:
Wilmya Zimmermann ist Niederländerin,
aber Abgeordnete einer deutschen Fraktion
im Europa-Parlament. Europa macht's möglich.
Sie ist die einzige Abgeordnete, die nicht
für das Land im Parlament sitzt, auf
das ihr Pass ausgestellt ist. Eine Frau
also, die weiß, was liberales Ausländer-Recht
bedeutet. Eine Erfahrung, die sie auch
im Flüchtlingsrecht umsetzen will.
In einer Anhörung des EU-Innenausschusses
kämpft sie - wie viele ihrer Kollegen
- für einen Bericht über Mindestgarantien
im Asylverfahren. In ihrem Berichtsentwurf,
in dem immer wieder Positionen des Europäischen
Flüchtlingsrats und des UN-Flüchtlingshilfswerks
UNHCR zitiert werden, kritisieren die Euro-Parlamentarier,
daß die Verschärfung der Asylpolitik,
die seit 1993 zu einem Rückgang der
Asylbewerber-Zahlen in Europa geführt
hat, auf eine Abwärts-Spirale hinausgelaufen
ist - das Ganze verbunden mit einer besorgniserregenden
Rechtsunsicherheit für Asylbewerber.
Sprecherin:
Der Tenor des Berichts geht in die gleiche
flüchtlingspolitische Richtung, in
die auch die evangelische Kirche denkt:
Zitator:
Insbesondere ist die Entwicklung einer
abgestimmten europäischen Zuwanderungs-,
Flüchtlings- und Asylpolitik anzustreben,
ebenso die Erarbeitung eines gesamteuropäischen
Asylrechts als Grundrecht. Die vom Europäischen
Flüchtlingsrat erarbeiteten Standards
für Asylverfahren müssen Beachtung
finden.
Sprecherin:
Zahlreiche Nicht-Regierungsorganisationen
üben massiven Einfluß auf die
Verantwortlichen aus. Die Abgeordnete Wilmya
Zimmermann hat den Überblick über
die Asyl-Lobby aber noch nicht verloren:
0-Ton
Zimmermann:
Also ECRE, Pro Asyl, UNHCR, EKD, Caritas,
Gewerkschafter, das ist also das, was mir
direkt mal einfällt. (..) Bemerkbar
machen sie sich dadurch, daß sie
sich bei uns vorstellig machen, aber auch
(.) ich als Abgeordnete natürlich
auch, die in dem Bereich tätig ist,
mich mit denen in Verbindung setze. Und
das, was bei diesen Lobbyisten natürlich
nicht so ins Gewicht fällt, was in
anderen Bereichen ist, das ist, daß
das etwas anders läuft - aus dem einfachen
Grund, weil diese Menschen, die in diesem
Bereichen tätig sind viel mehr Idealisten
sind und viel mehr Menschen sind, die nicht
mit dem großen Kapital arbeiten können
wie in anderen Bereichen, wo Lobbyisten
arbeiten.
Sprecherin:
ECRE - die internationale Abkürzung
für European Council on refugees and
exiles, also der Europäische Flüchtlingsrat
hat in Brüssel sein Büro in der
rue du commerce, zwischen Banken und Behörden,
nur fünf Minuten entfernt von der
EU-Zentrale. Denn dort muß sich der
ECRE-Vertreter, Friso Roscam Abbing, regelmäßig
sehen lassen. Lobbyarbeit funktioniert
nur auf der Basis persönlicher Beziehungen.
Bündnispartner sucht er vor allem
unter Europa-Abgeordneten. Der Kontakt
funktioniert, auch wenn ECRE in seiner
Lobby-Arbeit nicht mit großen Empfängen
oder Reisen aufwarten kann. Der Niederländer
Roscam Abbing:
0-Ton
Roscam Abbing:
Die Leute, die (..) ich versuche zu belobbyen,
sind interessierte Leute, (.) die Mitglieder
im Europa-Parlament sind interessiert an
unserer Meinung, nicht an einem Steak Chateau-Briand.
Und glücklicherweise gilt das auch
für die Leute, die in der Kommission
arbeiten und in dem Ministerrats-Sekretariat.
Sprecherin:
ECRE konzentriert sich darauf, die Kommunikationskanäle
zwischen Nicht-Regierungs-Organisationen
und politischen Entscheidungsträgern
offen zu halten, auch wenn sich die öffentliche
Debatte um Flüchtlinge mehr und mehr
polarisiert. Die Positionspapiere von ECRE
dagegen sind betont nüchtern.
Roscam Abbing: appelliert dafür, daß
der Kontakt von NGO's zur Regierung verbessert
werden muß - vor allem in der Bundesrepublik.
0-Ton
Roscam Abbing:
Wir wissen, das ist nicht immer einfach
- ich glaube, insbesondere in der Bundesrepublik,
wenn es nicht eine Kultur gibt von Beeinflussung
oder Dialog mit Nicht-Regierungs-Organisationen.
Wir wissen das, das ist sehr schwer, das
hören wir immer von unseren deutschen
Mitgliedern. Trotzdem versuchen wir und
bitten wir alle Mitglieder von Schweden
bis Griechenland und Portugal und Vereinigte
Königreich, aber auch in Zentral-
und Osteuropa, um die Diskussion zu haben,
um zu versuchen, immer die Stimme der Zivilgesellschaft
hören zu lassen.
Sprecherin:
Und Roscam Abbing ist überzeugt, daß
viele der politisch Verantwortlichen besorgt
sind über die gegenwärtige Asylpolitik.
Die Politiker in Brüssel suchen den
Dialog, denn sie wissen, daß ihre
Paragraphen-Arbeit mit der Gefahr verbunden
ist, das Gefühl für das Leid
der Menschen zu verlieren:
0-Ton
Roscam Abbing:
Ja, das ist eine große Gefahr. (..)
Ich glaube es ist auch deshalb, daß
sehr viele Mitglieder vom Europa-Parlament
daran interessiert sind, die Meinung von
Nicht-Regierungs-Organisationen wie ECRE
zu hören, unsere Dokumentationen zu
bekommen, wo wir auch wirklich zeigen,
wie sich Paragraphen, wie sich Verträge,
Entscheidungen auswirken in der Praxis,
wie das wirklich ausschaut.
Autor:
Denn hinter den Kulissen wird weiterverhandelt:
Unbemerkt von weiten Teilen der Öffentlichkeit
werden auf Europa-Ebene neue Akzente im
Asylrecht gesetzt.
0-Ton
Roscam Abbing:
Was sehr interessant ist zu sehen, daß
man jetzt - und insbesondere die Bundesrepublik
- (..) daß man versucht einen Asylvertrag
zu entwickeln. (..) Eine Vertrag selbstverständlich
ist eine Vertrag, (..) und wenn der ratifiziert
ist, dann hat das Einfluß, dann wird
das nationales Gesetz. (..) Worüber
man jetzt spricht in Brüssel, daß
man vielleicht einen (.) Asylvertrag entwickelt,
der auch einige Aspekte der Entschließung
über die Mindestgarantien für
Asylbewerber enthält, aber auch andere
(.) Resolutionen. Und ich glaube, wenn
das geschieht, nur dann kann man sagen,
wird das Asylpolitik in Europa wirklich
harmonisiert. (.) Aber was wir befürchten
ist, daß (..), wo die Asylpolitik
sehr restriktiv ist, daß diese Politik
zum Vorbild genommen wird, zum Leitmotiv
genommen wird.
Sprecherin:
Trotz aller Skepsis: Roscam Abbing bleibt
dabei, eine gemeinsame Asylpolitik nicht
auf dem untersten, sondern auf dem höchsten
Menschenrechts-Niveau zu fordern. Dabei
setzt er weiter darauf, den Brüsseler
Apparat zu bearbeiten - ein junger Mann
mit Aktenkoffer, Jackett und Krawatte,
von den übrigen Berufs-Europäern
nicht zu unterscheiden.
Anders der Europa-Beauftragte
von Pro Asyl: Pfarrer Herbert Leuninger.
Er, der alte Kämpfer, der sich auch
äußerlich den Moden der letzten
Jahrzehnte verweigert hat, ist ausgesprochen
pessimistisch gestimmt. Die Zuspitzung
in der kirchlichen Flüchtlingsarbeit
haben auch die Bischöfe erkannt. Der
letzte Satz ihrer Erklärung zur Asylpolitik
hört sich an wie eine Warnung:
Zitator:
Wenn die bestehenden Probleme der Asylpolitik
nicht zufriedenstellend geregelt werden,
geraten Christen, die hauet- und ehrenamtlich
in der Flüchtlingsarbeit tätig
sind, zunehmend in Gewissensnot.
Sprecherin:
Bei Leuninger scheint dieser Punkt erreicht
zu sein. Er beobachtet seit Jahren einen
Abbau von Grundrechten und prophezeit mit
apokalyptischem Tonfall gesellschaftliche
Katastrophen und eine anschließende
Zeit der Besinnung. Leuninger geht es wie
vielen der oft jungen Engagierten im Flüchtlingsbereich:
Sie müssen mit der permanenten Niederlage
leben und stehen schon alleine deshalb
am Rande der Gesellschaft. Die Betreuung
des ständigen Scheiterns wird für
den katholischen Geistlichen immer mehr
zu einer besonderen Herausforderung.
D-Ton
Leuninger:
Die damit verbundenen Frustrationsgefühle
sind sehr groß. Seit ich selbst mir
ganz nüchtern eingestanden habe, daß
es keine Hoffnung mehr gibt, so lange ich
lebe, weiß ich, daß man auch
ohne solche Hoffnung das weiter tun kann,
was man mit Hoffnung vorher getan hat.
(..) Für mich tritt mehr die Erfahrung
und auch das Gefühl in den Vordergrund
, daß es eine (...) Gemeinsamkeit
des Weges gibt und daß man sich in
einer solch schwierigen Situation gleichsam
unterhaken muß, um miteinander den
Weg durch diese gesellschaftliche, soziale
und menschenrechtliche Wüste zu gehen
- vor allem auch wenn man an das Schicksal
der Menschen denkt, nämlich der Flüchtlinge,
die durch diese neue, abwehrende Gesetzlichkeit
in ihrer Existenz bedroht sind.
Autor:
Die europäischen Staaten haben eine
Barriere nach der anderen errichtet. Zuerst
wurde die Visumspflicht für Angehörige
ausgerechnet der Länder eingeführt,
aus denen Flüchtlinge normalerweise
stammen. Dann wurden Fluggesellschaften
mit schweren Strafen belegt, wenn sie einen
Asylsuchenden ohne Ausweispapiere mitnahmen.
Und bei der Abschiebung in sichere Drittstaaten
schließlich ist es mehrfach zu Fällen
gekommen, bei denen Asylsuchende von einem
Land zum nächsten geschoben wurden.
Sprecherin:
ECRE kann Fälle nachweisen, in denen
Kettenabschiebungen zur Zurückweisung
ins Herkunftsland führten - ein Verstoß
gegen die Genfer Flüchtlingskonvention.
Doch auch wenn die Mauern rund um Europa
immer höher werden - die Europa-Abgeordnete
Wilmya Zimmermann hält an ihren Visionen
fest:
0-Ton
Zimmermann:
Und es kann nicht sein, daß eigentlich
die reichsten Länder der Welt - und
da leben wir nun einmal in der Europäischen
Union - wir gehören zu den reichsten
Ländern der Welt, daß die (..)
zusehen, daß in ganzen Bereiche Menschen
keine Chancen mehr haben. Wir müssen
hier also globale Regelungen zu machen
versuchen. Und globale Regelungen heißt
auch, daß wir dafür sorgen müssen
(.) daß Menschen in dem Land, wo
sie geboren sind, wo sie aufgewachsen sind,
eine Chance bekommen, leben zu können.
Das ist natürlich sehr idealistisch
gesehen, und ich sehe auch, daß ich
das in meiner Zeit, die ich hier im Parlament
bin, nicht realisieren kann, aber ich denke,
daß muß man als Vision vor
Augen haben, um tatsächlich in dem
Bereich tätig sein zu können,
um zu sehen, was möglich ist.
|