1) Hier
handelt es sich um eine Verantwortung, die weit über den Rahmen
des Religionsunterrichtes hinausgeht. Auch für diesen Bereich muß das folgende Wort
der Synode Anwendung finden: " Sie (die Kirche) nimmt sich vor allem der Fremden und Bedrängten
an; macht sich die Leiden und Anliegen der Randgruppen und der Unterdrückten zu eigen und
tritt als Anwalt und Verteidiger ihrer Rechte auf."
In unserem Falle geht es um die Chancengleichheit für
die ausländischen Kinder hinsichtlich ihrer Schulbildung. Im Jahre 1973 haben in Hessen nur
33,3% der ausländischen Schüler einen normalen Hauptschulabschluss erreicht. Dabei gibt
es regional noch sehr große Unterschiede. (Regierungsbezirk Kassel 15,8%, Regierungsbezirk
Darmstadt 35,2%, hierbei Wiesbaden 55,2%,).
Am 15. Oktober 1972 gab es in Hessen (ohne die Berufsschüler) 24.797 ausländische
Schüler (Gastarbeiter).
2) Was tun die Pfarreien?
Der Diözesansynodalrat hat sich 1972 in den Pfarreien des Bistums über die Situation
der ausländischen Kinder in den Kindergärten und Schulen informieren wollen. 50 Pfarreien
( = 15% ) haben darauf geantwortet. Dabei sind im Rhein-Main-Gebiet allein 130 Pfarreien betroffen.
Wieviel 6 bis 15-jährige ausländische, Kinder in der Pfarrei
wohnen, konnte von 9 Pfarreien nicht beantwortet werden. 5 erstatteten Fehlanzeige.
23 Pfarreien gaben an, Hausaufgabenhilfe o.ä. anzubieten.
3) Die Hausaufgabenhilfe ist
ein charakteristisches Aufgabenfeld für die Pfarrei. Seit Ende 1971 wird sie durch das Hessische
Kultusministerium finanziell gefördert ( pro Helfer und gegebener Zeitstunde DM 10,- bei
ca. 5 Kindern). In Frankfurt und im Bezirk Main-Taunus wird eine derartige Hilfe an 13 Stellen
angeboten. Die Abrechnung geht über den Caritasverband. Seit dem vergangenen Jahr ist eine
erhebliche Steigerung der Arbeit zu verzeichnen. Im ersten Quartal 1974 lagen die angeforderten
Beträge um 139 % höher als im vergangenen Jahr.
Ende 1973: 1.084 Schüler und 266 Helfer - Caritasverbände Hessen
Anfang 1974 1.638 Schüler und 343 Helfer - Caritasverbände Hessen
Es besteht eine eindeutige Tendenz, die Arbeit zu qualifizieren; sie entwickelt
sich immer mehr zu einer echten Integrationshilfe. 4)
Aktivitäten des Caritasverbandes
Die Konferenz der Caritasverbände in Hessen ist Mitglied eines Ausschusses für
die Schulfragen ausländischer Kinder beim Hessischen Kultusministerium.
Ende des vergangenen Jahres wurde zusammen mit dem Diakonischen Werk und der Arbeiterwohlfahrt
ein Katalog mit spezifischen Forderungen vorgelegt. Die Hauptforderung besteht darin, das, was
im Erlass des Hessischen Kultusministeriums für die ausländischen Kinder vorgesehen
ist, wenigstens schon einmal durchzuführen. D.h. :
- Durchführung der Vorbereitungskurse ( in Frankfurt 92 vorhanden, noch 25 sind notwendig).
- Erteilung des Deutschunterrichtes in den Vorbereitungsklassen (in Frankfurt werden 100 Deutschstunden
erteilt, 500 sind notwendig).
- Erteilung zusätzlichen Deutschunterrichtes für ausländische Schüler, Sonderkurse
für Heimatsprache und Kultur ( in Frankfurt 50 eingerichtet, weitere 50 notwendig).
Eine weitere Forderung bezieht sich auf die Fort- und Weiterbildung der ausländischen
Lehrer, vor allem auch hinsichtlich der Beherrschung der deutschen Sprache. Dazu müßten
eigene Programme entwickelt werden. Außerdem sind auch die deutschen Lehrer durch Seminare
auf die besondere Aufgabe im Umgang mit ausländischen Kindern vorzubereiten. Auch müßte
in jedem Schulaufsichtsbereich ein geeigneter Lehrer für ausländische Schüler verantwortlich
zeichnen. Es zeigt sich, daß die Frage des chancengleichen Schulunterrichtes für die
ausländischen Kinder nicht nur eine Angelegenheit der Schule als solche ist. Auf schulische
Integration eingestellte Bemühungen werden dadurch erschwert, daß gerade die Arbeitsmarktpolitik
der letzten Monate die vorhandene Unsicherheit der ausländischen Eltern erheblich verstärkt
hat.
5) Vorschule und Kindergarten
Der Diözesansynodalrat hat bekanntlich im letzten Jahr die Empfehlung ausgesprochen,
jedem ausländischen Kind wenigstens ein Jahr vor der Einschulung den Besuch eines deutschen
Kindergartens zu ermöglichen.
In Frankfurt hat mittlerweile ein achtteiliges Seminar für Kindergärtnerinnen
stattgefunden, die in ihren Gruppen auch ausländische Kinder betreuen.
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