Einführung:
Sprechen, helfen, feiern.
Hieraus besteht das Leben einer Gemeinde.
Sprechen steht für die Verkündigung.
Helfen für die Caritas, bzw. Diakonie.
Und feiern für den Gottesdienst.
Ist die Gemeinde stumm, bleiben ihre Hände
untätig, oder vermag sie sich nicht
zu freuen, so ist sie nicht lebensfähig.
Sprechen - helfen und feiern kann die Gemeinde
nur, wenn sich genügend Gemeindeglieder
rückhaltlos und mit aller Eigenverantwortung
daran beteiligen. Das gilt nicht zuletzt
für den weiten Bereich karitativer
und sozialer Dienste. Darum geht es im
heutigen Gottesdienst, in dem die Gemeinde
sich als Diakon - als Diener - der Menschen
sehen soll.
Bußakt:
Unser Bischof hat 1974 einen Brief an die
Gemeinden geschrieben. Daraus sei zur Anfangsbesinnung
eine Stelle vorgelesen:
- "Eine Gemeinde, die ihre ganze Kraft
und Energie für ihre eigenen Probleme
verbraucht, oder Kirchturmpolitik betreibt,
muß sich fragen lassen, wie weit
sie den Geist Jesu verstanden hat." (Pause)
- "Sie muß sich fragen lassen,
ob sie eine Quelle der Hoffnung ist."
(Pause)
- "Finden die Menschen bei ihr das, was
das Wirken Jesu und das Bild der ersten
Gemeinden so anziehend machte?" (Pause)
- "An diesen Fragen kann und muß
eine christliche Gemeinde prüfen,
wie es um ihren Glauben steht."
(Kyrie - Rufe)
Tagesgebet:
(zur Auswahl)
HERR, UNSER
GOTT
Junge und alte Menschen,
einfache und kluge,
erfolgreiche und solche, die sich schwertun,
hast du hier zusammengeführt als deine
Gemeinde. Gib einem jeden
etwas von deinem guten, heiligen Geist,
damit wir dich und uns selbst und einander
besser verstehen und vorankommen auf dem
Weg,
auf den du uns miteinander gestellt hast.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus.
(Meßbuch
Teil II, S. 310)
GOTT,
UNSER VATER.
Bedrückt vom Elend unserer Zeit,
kommen wir zu dir.
Sieh auf die Not und Hilflosigkeit so vieler
Menschen. Laß sie an ihrem Schicksal
nicht zerbrechen.
Stärke unter uns
das Bewußtsein der Verantwortung
füreinander,
damit wir anfangen,
brüderlich zu teilen und einander
beizustehen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
(II, S. 310)
GOTT,
UNSER SCHÖPFER.
Die Gegensätze in der Welt klagen
uns an:
Reichtum und Not,
Hunger und Überfluß,
Sorglosigkeit und Leid stehen gegeneinander.
Hilf du uns allen, daß wir aufhören,
die Gegensätze zu verschärfen,
und anfangen,
einander Brüder und Schwestern zu
sein.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
(II, S. 313)
Gabengebet:
(zur Auswahl)
HEILIGER
GOTT,
du hast uns das Gebot der Liebe
zu dir und zu unserem Nächsten aufgetragen
als die Erfüllung des ganzen Gesetzes.
Gib uns die Kraft,
dieses Gebot treu zu befolgen,
damit wir das ewige Leben erlangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
(II, S. 299)
GOTT,
Dein Sohn ist zu uns gekommen,
nicht um sich bedienen zu lassen,
sondern um zu dienen.
Gib, daß wir von ihm lernen,
wie wir leben sollen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
(II, S. 307)
Schlußgebet:
(zur Auswahl)
BARMHERZIGER
GOTT,
wir haben von dem einen Brot gegessen,
das uns himmliches Leben schenkt.
Erfülle uns mit dem Geist deiner Liebe
und laß uns eins werden in Gesinnung
und Tat.
Darum bitten wir durch Christus, unseren
Herrn.
(II, S. 1083)
BARMHERZIGER
GOTT,
wir haben den Auftrag deines Sohnes erfüllt
und sein Gedächtnis begangen.
Die heilige Gabe,
die wir in dieser Feier empfangen haben,
helfen uns, daß wir
in der Liebe zu dir und unseren Brüdern,
Christus nachfolgen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
(II, S. 300)
Fürbitten:
GOTT,
VATER ALLER MENSCHEN,
wir haben uns an einem Tisch eingefunden,
den Du zum Wohle der Menschheit gedeckt
hast.
So bitten wir heute:
- Für die Weltkirche,
sie geht auf Deinen Diener Jesus Christus
zurück;
Laß sie daher überall nur
durch dienen "herrschen"!
- Für die Bistumskirche,
sie verfügt über große
Hilfsmittel jeglicher Art;
Laß sie neue Maßstäbe
finden, daß die Leidenden nicht
zu kurz kommen:
- Für unsere Gemeinde,
sie ist Dein Geschenk an die Bedrückten;
Laß sie eine sprudelnde Quelle
der Hoffnung und Freude sein!
- Für die einzelnen Mitglieder
der Gemeinde,
jedes ist von Dir, nicht von uns erwählt;
Verhindere, daß sich jemand von
uns zurückgewiesen fühlt, wenn
er Deinem unwiderstehlichen Ruf zum Dienen
entsprechen will!
- Für alle in Bedrängnis
Geratenen,
Keiner ist von Dir abgeschrieben;
Sie sollen am Tisch der Gemeinde bevorzugt
behandelt werden!
- Für unsere Toten,
die weiterhin zu uns zählen;
Laß ihre besten Taten in unserer
Tischgemeinschaft nicht in Vergessenheit
geraten!
VATER- GOTT,
Du wirst sicher aus uns hören;
Dein Sohn ist unter uns als der, der dient,
und als der, der des Dienstes bedarf
- AMEN -
Predigt:
DIE GEMEINDE
ALS DIAKON
Apostelgeschichte: 6,1-6
Markus 10, 42-45
1)
Wer von der Verantwortung der Gemeinde
spricht, begründet sie gern und zu
recht mit dem allgemeinen Priestertum der
Gläubigen. Das ist mittlerweile ein
geläufiger Begriff. Niemand aber spricht
vom allgemeinen Diakonat obwohl das durchaus
gerechtfertigt ist; denn nimmt ein Christ
teil am Priestersein Christi, dann nimmt
er auch teil an dem, was man seinen Diakonat
nennen könnte.
Diakonat heißt Dienst.
Und als Dienst hat Jesus sein ganzes Leben
und Wirken aufgefasst, wie es sein Wort
zeigt: "Ich bin nicht gekommen, um mich
bedienen zu lassen, sondern um zu dienen"
(Mk. 10,40). Kurz zuvor heißt es
im Text: "Wer unter euch groß sein
will, der sei euer Diener", oder ganz
wörtlich übersetzt: "euer Diakon".
Es sind sehr schlichte Worte, mit denen
Jesus seine Aufgabe und damit auch die
Aufgabe eines Christen umschreibt: Diener
sein - Diener der Menschen.
Im Sinne dieses Dienstes
war die gute Versorgung der ärmeren
Gemeindeglieder für die frühen
Gemeinden besonders kennzeichnend. Hierzu
trugen alle bei, die etwas abzugeben hatten.
Die Verteilung über nahmen Diakone
- eine Art Kellner - sie hatten besonders
darauf zu achten, daß niemand benachteiligt
wurde, vor allem nicht die "Zugereisten"
gegenüber den "Einheimischen". Daß
den Menschen, die sich nicht selbst behaupten
können, die vielleicht auf der Schattenseite
des Lebens stehen, der Tisch reichlich
gedeckt ist, dafür hat die Gemeinde
zu sorgen.
Diese Aufgabe kann ihr niemand abnehmen,
auch wenn sie eine besondere "Bedienung"
einrichtet.
2)
Natürlich geht es nicht so sehr darum,
Cornedbeef und Milchpulver und vielleicht
auch an Weihnachten einen Christstollen
an wenig begüterte Rentner zu verteilen.
Wie umfassend die Diakonie der Gemeinde
ist, sagte der eingangs bereits zitierte
Bischofsbrief:
"Die Gemeinde der Zukunft wird sich in
der Nachfolge Jesu vor allem denen zuwenden,
die mit sich und anderen nicht zurechtkommen und in Schwierigkeiten sind."
Im Einzelnen werden aufgeführt,
Alte und kranke Menschen, Isolierte, straffällig
Gewordene, Drogenabhängige, ledige
Mütter, schließlich Eltern,
die mit der Erziehung ihrer Kinder Schwierigkeiten
haben.
Überhaupt wird ein entscheidender
Beitrag der Gemeinde darin gesehen, bedrückten
und leidenden Menschen zu helfen, mit ihrem
Schicksal fertig zu werden.
Die dienende Zuwendung zu all diesen Personengruppen,
und vielleicht werden wir auch einmal dazugehören,
ist Sache aller, die sich bewußt
zur Gemeinde zählen.
Wer sich in unserer Gemeinde
genau auskennte, wäre sicher erstaunt
nicht nur darüber, was an Zuwendung
dieser Art unterbleibt, sondern wie groß
das Ausmaß der ungenannten und unbekannten
gegenseitigen Hilfe, Unterstützung,
Ermunterung, Tröstung, Friedensstiftung,
Heilung und Vergebung ist.
Je stärker in einer Pfarrei das Klima
freundlich-partnerschaftlicher Begegnung
gepflegt wird, umso eher entfalten sich
die Kräfte des Dienens und Helfens.
Es sind Einzelne, die sich einsetzen, es
sind Gruppen, die sich zusammenfinden.
Es gibt in der Pfarrei eine organisierte
Caritas, aber es gäbe noch so viel
darüber hinaus zu tun. Ein Pfarrgemeinderat
darf davon ausgehen, daß noch mehr
Gemeindeglieder bereit sind, eine bestimmte,
möglichst umgrenzte Aufgabe zu übernehmen.
3)
Viele trauen sich aber nicht, sich hierfür
anzubieten. Sie zählen sich vielleicht
nicht zu den Aktiven, fühlen sich
am Rand der Gemeinde stehend; sind erst
seit kurzem in der Pfarrei wohnhaft; gehen
nicht regelmäßig zum Gottesdienst;
haben politische Auffassungen, die mit
denen der Mehrheit in der Gemeinde nicht
übereinstimmen; warten darauf, angesprochen
zu werden; können sich nur für
ein paar Stunden in der Woche freimachen
u.ä.
Es ist gar nicht einmal Aufgabe
des Pfarrgemeinderates nun selbst alle
Aktivitäten im karitativ-sozialen
Bereich in die Hand zu nehmen; er darf
sich auch nicht dafür zuständig
erachten, vorhandenen Gruppierungen oder
solchen, die sich zu bilden versuchen,
Vorschriften zu machen.
Wohl ist es seine Aufgabe, anzuregen, zu
fördern, mit allen Einsatzbereiten
Verbindung zu halten und die verschiedenen
Aktivitäten möglichst gut aufeinander hin
zu ordnen. Dabei hat niemand in der Pfarrei
ein Monopol des Helfens; auch keine noch
so verdienstvolle Helfergruppe.
So kommt jedem in der Gemeinde nicht nur
die Pflicht, sondern auch das Recht zu,
nach seinen Möglichkeiten und in seiner
Art Hilfe zu leisten; sich der Gruppe seiner
Wahl anzuschließen; allein zu bleiben,
oder eine spezielle Gruppierung zu bilden,
die sich eine neue Aufgabe stellt.
Die Wahl eines Pfarrgemeinderates
ist immer eine Chance, wieder Phantasie
zu entwickeln und neue Ansätze zu
wagen. Die Wahl ist kein Ersatz für
den notwendigen Einsatz einer Gemeinde,
die sich als Diakon der Menschen versteht.
Apostelgeschichte 6,1-6
1
In diesen Tagen, als die Zahl der
Jünger zunahm, begehrten die
Hellenisten gegen die Hebräer
auf, weil ihre Witwen bei der täglichen
Versorgung übersehen wurden.
2 Da riefen die Zwölf die ganze
Schar der Jünger zusammen und
erklärten: Es ist nicht recht,
dass wir das Wort Gottes vernachlässigen
und uns dem Dienst an den Tischen
widmen.
3 Brüder, wählt aus eurer
Mitte sieben Männer von gutem
Ruf und voll Geist und Weisheit;
ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen.
4 Wir aber wollen beim Gebet und
beim Dienst am Wort bleiben.
5 Der Vorschlag fand den Beifall
der ganzen Gemeinde, und sie wählten
Stephanus, einen Mann, erfüllt
vom Glauben und vom Heiligen Geist,
ferner Philippus und Prochorus, Nikanor
und Timon, Parmenas und Nikolaus,
einen Proselyten aus Antiochia.
6 Sie ließen sie vor die Apostel
hintreten und diese beteten und legten
ihnen die Hände auf.
Markus 10, 42-45
42 Da rief Jesus sie
zu sich und sagte: Ihr wisst, dass
die, die als Herrscher gelten, ihre
Völker unterdrücken und
die Mächtigen ihre Macht über
die Menschen missbrauchen.
43 Bei euch aber soll es nicht so
sein, sondern wer bei euch groß
sein will, der soll euer Diener sein,
44 und wer bei euch der Erste sein
will, soll der Sklave aller sein.
45 Denn auch der Menschensohn ist
nicht gekommen, um sich dienen zu
lassen, sondern um zu dienen und
sein Leben hinzugeben als Lösegeld
für viele.
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