Herbert Leuninger

ARCHIV MIGRATION
1976

22. Dezember 1976

MINISTERPRÄSIDENT HOLGER BÖRNER
IM KATHOLISCHEN KINDERGARTEN VON MARIA HILF, FRANKFURT/MAIN

Hessischer Rundfunk (Frankfurt)
1. Hörfunkprogramm
Kirchliche Nachrichten
26. Dezember 1976


Statement von Stadtdekan Walter Adlhoch

INHALT
In den katholischen Kindergärten von Frankfurt liegt der Ausländeranteil bei 27%.

Sehr verehrte Frau Börner,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
meine Damen und Herrn!

Ich bedanke mich als Stadtdekan und Vorsitzender des Caritasverbandes Frankfurt sehr herzlich für den Besuch des Ministerpräsidenten von Hessen und seiner Gattin in diesem Kindergarten unserer Stadt. Ihr Interesse an einer solchen Einrichtung und die grundsätzlichen Ausführungen zur gesellschaftspolitischen Aufgabe gegenüber den ausländischen Kindern haben einen hohen Signalwert für die Öffentlichkeit.

Kindergarten Maria-Hilf
Kindergarten Maria Hilf in Frankfurt: Die Leiterin Elfriede Long mit Kindern aus sechs Nationen
Foto: KNA (größeres Bild)

Der Kindergarten und - hort im Gallusviertel von Frankfurt mit seiner Arbeiterbevölkerung und dem hohen Ausländeranteil fördert sein Jahren unter der Leitung von Frau Long auf exemplarische Weise die gesellschaftliche und schulische Integration ausländischer Kinder und Schüler. Von 132 vorhandenen Plätzen werden 75 von dieser Bevölkerungsgruppe eingenommen. Die Erfolge sind beachtlich. Der Übergang zur Schule verursacht keine besonderen Probleme; ein überraschend hoher Anteil der ausländischen Kinder konnte in der Zwischenzeit auf weiterführende Schulen gehen; eine der Erzieherinnen, eine spanische Praktikantin, ist durch diese Einrichtung gegangen.

Derzeit werden in den entsprechenden Einrichtungen der kath. Kirche bzw. des Caritasverbandes 1.005 ausländische Kinder gefördert. Damit ist jedes 4. Kind (27%) ein ausländisches Kind. Gegenüber 1975 ist dies eine Steigerung um 23%; gegenüber 1973 sogar um mehr als die Hälfte (53%).

Kindergarten Maria Hilf
Eine spanische Praktikantin (17), die selbst als Kind im Kindergarten und Hort von Maria Hilf war, erklärt Bilder in deutscher Sprache
Foto: KNA (größeres Bild)

Aber auch dieser beachtliche Prozentsatz genügt noch nicht. Um der ausländischen Wohnbevölkerung entgegen zu kommen, müßten sicher weitere Tagesplätze geschaffen werden, und eine besondere Qualifizierung der Erzieherinnen erfolgen. Hierfür sich mit Nachdruck einzusetzen sind die kath. Kirche und der Caritasverband bereit. Sie bieten die Zusammenarbeit an, erwarten aber auch die erforderliche Unterstützung der Stadt, der Bistumskirche und nicht zuletzt der Hessischen Landesregierung.

Ihr Besuch heute mit Ihrer verehrten Gattin, Herr Ministerpräsident, und die Tatsache, daß Sie der Arbeit für die ausländischen Kinder diese Bedeutung beimessen, sind bereits ein entscheidender Beitrag hierzu.

(Entwurf: Herbert Leuninger)