Herbert Leuninger

ARCHIV MIGRATION
1976

Überparteilicher Rednerdienst für die Bundestagswahl 1976 zur sachlichen Beurteilung der Ausländerbeschäftigung und
zum Schutz einer politisch nicht vertretenen Minderheit

Entwurf von Herbert Leuninger für den INITIATIVAUSSCHUSS "AUSLÄNDISCHE MITBPRGER IN HESSEN", dem der Verfasser angehörte und dessen Geschäftsstelle er führte.


 Die landläufige Auffassung

"Die Ausländer nehmen uns Deutschen die Arbeitsplätze weg!"

 in Meinungsfragen erhoben

"Jeder zweite Bundesbürger macht die große Zahl der Gastarbeiter für die hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich."

UiD 14/75, S.5

"...sehen 60% der Deutschen ihren Arbeitsplatz durch Ausländer gefährdet."

Handelsblatt vom 1./2. 2. 1975

 ist und bleibt falsch.

"Die leider verbreitete Auffassung, nach der die Zahl der Arbeitslosen in der Bundesrepublik Deutschland spürbar verringert werden könnte, wenn man die ausländischen Arbeitnehmer nach Hause schickte, ist falsch."

Heinz Oskar Vetter, DGB-Vorsitzender, in einer zum 1. Mai 1975 für die ausländischen Arbeitnehmer ausgestrahlten Sendung des WDR (übersetzt nach Corriere d*Italia vom 8.5.1975)

"Auch der weitere Rückgang der Ausländerzahlen, der bereits in der Rezession die Zunahme der Inländer-Arbeitslosigkeit nicht verhindern konnte, werde die Probleme (künftiger Arbeitslosigkeit, Anm. d. Verf.) nur dämpfen können."

Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München
(Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3.1.1976)

weil

18,5% der ausländischen Arbeiter ihre Arbeit verloren haben und ihre Arbeitslosenquote damit viermal höher liegt als die allgemeine Arbeitslosenquote des Jahres 1975 (4,7%); (1)

weil

sie überwiegend Arbeitsplätze einnehmen, die wegen der ungünstigen Arbeitsbedingungen und der Entlohnung für Deutsche nicht mehr attraktiv genug sind;

weil

trotz verschärfter Bestimmungen für die Erteilung einer Arbeitserlaubnis von Januar bis Oktober 1975 nur 3% der Anträge auf Erteilung einer Arbeitserlaubnis abgelehnt werden konnten; (2)

weil

deutsche Arbeitslose bislang nicht gezwungen werden konnten, durch die Annahme eines ungünstigeren Arbeitsplatzes einen dauernden sozialen Statusverlust in Kauf zu nehmen;

weil

ein Großteil der durch Rezession, Automation und Rationalisierung vernichteten Arbeitsplätze überhaupt nicht von ausländischen Arbeitnehmern beansprucht wird (z.B. in der Verwaltung);

weil

ausländische Arbeiter, wie alle Arbeitnehmer, nicht den geringsten unternehmerischen und politischen Einfluß auf Wirtschaftsprozesse haben, aus dem sich die Verantwortung für Arbeitslosigkeit herleitet.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

(1)
Im März 1975 gab es 480..000 ausländische Arbeiter, die entweder arbeitslos waren (180.000) oder bereits die Bundesrepublik verlassen hatten (Abwanderungsüberschuß 300.000). Gegenüber dem Höchststand der Ausländerbeschäftigung im September 1973 mit 2.600.000 ist dies ein Rückgang von 18,5%,

(2)
"Vom Januar bis Oktober 1975 wurden insgesamt 1.291.299 Arbeitserlaubnisse erteilt... Nur 39.280 Anträge (3%) wurden abgelehnt".
(Süddeutsche Zeitung vom 24.12.1975)