BISCHÖFLICHES ORDINARIAT LIMBURG
Dezernat Kirchliche Dienste
Referent für kirchliche Ausländerarbeit
In Hessen gibt es offiziell
keine besonderen Schulen für Kinder
ausländischer Arbeitnehmer. Sie besuchen
gemeinsam mit den deutschen Kinder die
zuständige öffentliche Schule.
Faktisch haben sich aber im Rahmen der
Vorbereitungsklassen - ganz besonders für
die Griechen - Nationalklassen, ja ganze
Nationalschulen herausgebildet. Diese Entwicklung
entspricht den schulpolitischen Vorstellungen
der griechischen Regierung noch aus der
Junta-Zeit her, ist aber auch das Ergebnis
einer inkonsequenten und einer zwiespältigen
deutschen Ausländerpolitik.
Griechenland ist aus den
verschiedensten Gründen nicht an einer
konsequenten Integratlonspolitik interessiert:
- Bei dem schwelenden Konflikt zwischen
der Türkei (35,2 Mio. Einwohner)
und Griechenland (8,7 Mio. Einwohner)
besteht ein großes Interesse an
der Verfügbarkeit der Griechen in
Ausland.
- Ein fortschreitender Integrationsprozess
unter den Griechen vermindert die Geldüberweisungen
in die Heimat, die wegen des Devisenausgleichs
an solchen Geldern stark interessiert
ist.
- Für die Ausbauplanungen der Wirtschaft
sind Facharbeiter und Fachkräfte
die über Jahre in einer industrialisierten
Zone tätig waren von hohem Nutzen.
Die Bundesrepublik betreibt
eire Ausländerpolitik, bei der die
Flexibilität der Ausländerbeschäftigung
erhalten bleiben soll. Man möchte
den Umfang der Ausländerbeschäftigung
jederzeit und ohne allzu große Schwierigkeiten
der jeweiligen Konjunkturlage anpassen.
In dem Maße, wie ausländische
Arbeitnehmer mit ihren Familien ansässig
werden, nehmen einerseits die Steuerungsmöglichkeiten
auf dem Arbeitsmarkt ab und die Integrationskosten-
und Probleme zu.
Angesichts dieser Lage ist
es durchaus verständlich, daß
die griechischen Eltern an eine Rückkehr
denken, die schulisch nicht erschwert werden
soll. Ohnehin leben sie als Angehörige
der ersten Einwanderergeneration mit einem
ständigen Rückkehrwunsch. Für
die Kinder und Jugendlichen, die hier geboren
wurden, bzw. groß geworden sind,
besteht eine andere Situation, zumal ihre
Zukunftsaussichten in Griechenland immer
noch geringer sind, als in der Bundesrepublik.
Wer sich für griechische Klassen und
Schulen einsetzt, verschlechtert die geringen
Möglichkeiten der zweiten Generation
in Deutschland Fuß zu fassen erheblich.
Nach dem Stand vom 30.9.1976
leben 353.700 Griechen im Bundesgebiet.
Davon sind 88.800 Kinder und Jugendliche
bis zu 15 Jahren. Vier und mehr Jahre halten
sich im Bundesgebiet ca. 80 % der Griechen
auf, 10 und mehr Jahre ca. 28 %. Das heißt
ein großer Teil ist bereits ansässig
geworden. Offizielle Schätzungen gehen
davon aus, daß 40 % (Baden-Württemberg)
bis 70 % (Köln) der ausländischen
Wohnbevölkerung in der Bundesrepublik
ansässig geworden sind.
Schulpolitisch kann es also
nicht darum gehen, eine Ghettobildung der
ausländischen Schüler zu unterstützen.
Im Vordergrund muß eine gegenseitige
Integration stehen, die auf eine gemeinsame
Zukunft der deutschen und nichtdeutschen
Kinder und Schüler gerichtet ist.
Dabei ist die heimatliche Kultur und Sprache
weitgehend zu fördern.
Das Hessische
Kultusministerium hat versucht der
griechischen Wohnbevölkerung sehr
weit entgegenzukommen, kann aber mit Recht
nicht von dem Ziel abweichen, den ausländischen
Schülern einen Schulabschluß
in der deutschen Schule zu gewährleisten.
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