Die Preisgabe umfasst neben DM 5.000,- einen Hahn (lat. gallus) aus Terrakotta, Symbol der Wachsamkeit

Verleihung
an
Herbert und Ernst Leuninger
am
26. April 1998
in
Frankfurt/Main - St. Gallus

Der Frankfurter Walter-Dirks-Preis soll nach dem Willen seines Stifters Menschen auszeichnen, deren Leben und Arbeit im Zeichen des Brückenschlags steht - des Brückenschlags zwischen Konfessionen, gesellschaftlichen Kräften und Parteien. Mit der Auszeichnung wird die Leistung einzelner Christen gewürdigt, die in diesem Sinn in ihrer jeweiligen Berufen und in ihren jeweiligen und sozialen Bezügen beispielhaft gewirkt haben und wirken. Der Walter-Dirks-Preis ist kein Preis der katholischen Kirche, wohl aber ein Preis, der in der sozialethischen Tradition des Katholizismus steht, und der nicht zuletzt ein ermutigendes Zeichen setzen will für die Dialogfähigkeit.der Christen. Preisgeber sind Pfarrer Franzwalter Nieten, St. Gallus - Frankfurt, Dr. Karl Koch, Katholisches Bildungswerk - Frankfurt, und Dr. Thomas Seiterich-Kreuzkamp, "Publik-Forum". Die Juroren stammen aus dem journalistischen, politischen, gewerkschaftlichen und kirchlichen Bereich. Der Preis ist mit DM 5.000,- dotiert. Als äußeres Zeichen wird ein irdener Hahn (lat. gallus) aus dem Vogelsberg als Zeichen der Wachsamkeit überreicht.

Walter Dirks

Walter Dirks zählt zu den bedeutendsten Journalisten und Publizisten in Deutschland. Er wurde 1901 in Dortmund geboren und wuchs in einer katholischen Kaufmannsfamilie auf. Sein journalistisches Handwerk lemte er in den Jahren 1923124 in Frankfurt am Main bei der "Rhein-Mainischen Volkszeitung". Nachdem das Blatt 1934 zwangsweise eingestellt wurde, schrieb Dirks in der "Frankfurter Zeitung", bis diese ebenfalls nicht mehr erscheinen durfte (1943). Die Nationalsozialisten belegten ihn anschließend mit Schreibverbot. Nach dem Krieg gründete Dirks mit Eugen Kogon die "Frankfurter Hefte", die entscheidend die geistige Auseinandersetzung der Nachkriegszeit mitprägten. In zahlreichen Aufsätzen suchte Dirks, geleitet vom christlichen Humanismus und den Idealen der Arbeiterbewegung nahestehend, nach Wegen zwischen dem sozialistischen und kapitalistischen Gesellschaftssystem.

Dirks gehörte wie auch Kogon zu den Gründern der hessischen CDU, wobei ihm das Ideal einer christlich-sozialistischen Ordnung vorschwebte. Später wandte er sich von der Partei wieder ab. In Frankfurt ist sein Name mit dem "Haus der Volksarbelt" verbunden, dessen Ziel einer breiten Volksbildung ihm am Herzen lag. Walter Dirks starb am 30. Mai 1991 im Alter von 90 Jahren.

Herbert Leuninger (* 1932) und Ernst Leuninger (* 1933) sind zwar ein Brüder-Paar, aber kein Tandem. Von Hause aus geprägt im kirchlichen und sozialpolitischen Bereich, gelangten sie auf verschiedenen Wegen zum Priestertum. Als junge Priester und Kapläne in Frankfurt am Main erlebten sie den Aufbruch in der Zeit des 2. Vatikanischen Konzils (1962 - 1965). Herbert Leuninger sah schon früh als Ausländerreferent der Diözese Limburg seinen Arbeitsschwerpunkt in allen Fragen der Migration. Von 1986 bis 1994 war er Sprecher von Pro Asyl; seit 1994 ist er Europareferent dieser Organisation.

Ernst Leuninger ist seit 1979 Dezernent für Erwachsenenarbeit im Bistum Limburg; er habilitierte sich im Fach "Christliche Gesellschaftslehre". Die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen bis heute bei den Themen Kirche und Arbeiterschaft, Gleichberechtigung der Frauen in Kirche und Gesellschaft und der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die "Leuningers" verkörpern maßgeblich und maßsetzend das zoon polition, das ens sociale, den Menschen.

Seitherige Preisträger des Walter-Dirks-Preises

1995:
Alois Schardt (*1926), zuletzt Programmdirektor des Zweiten Deutschen Fernsehens (+ 20.02.1998)
1996:
Joachim Garstecki (*1942), Generalsekretär der Deutschen Sektion von PAX CHRISTI (internationale Friedensbewegung der Katholischen Kirche)
1997:
Rita Süssmuth, Präsidentin des Deutschen Bundestages

Frankfurter Walter-Dirks-Preis

Fotos: Horst Leder